Was heißt es Innenarchitektur zu studieren und was macht man da genau???

 

Direkt nach meinem Abitur habe ich angefangen Innenarchitektur in Detmold an der FH LuH (heute: HS OWL) zu studieren – ohne nennenswerten Vorkenntnissen.

 

Die meisten Hochschulen für Innenarchitektur verlangen eine Mappe oder/und einen Eignungstest. Doch die Detmolder Schule für Innenarchitektur und Architektur sieht das anders:

Jede(r) kann das Handwerk eines Architekten erlernen.

Aufgrund der vielen Bewerber gibt es aber dadurch einen n.c., der aber nicht sehr hoch ist. Leider findet man nirgends Angaben dazu. Ich selbst hatte aber kein 1er-Abitur und wurde ohne Probleme aufgenommen.

Hilfreich und erforderlich ist auf jeden Fall ein Praktikum beim (Innen-)Architekten oder bei einem Gewerk (Trockenbau, Fliesenleger, Schreiner, etc.), da man dort schauen kann, ob man diesen Job auch wirklich ein Leben lang machen möchte.

Innenarchitekt und Architekt zu sein heißt sehr viel lernen und über sehr viel bescheid wissen, sich stets über die aktuellsten Entwicklungen, Moden informieren. Otto Wagner sagte, dass man erst mit 50 Jahren ein richtiger Architekt sei. Ich kann ihm nur recht geben. Es hört selbst nach drei Jahren Studium nicht auf, dass man sich wie ein Grünschnabel fühlt – aber das ist vollkommen normal! Je mehr man also vor und während des Studiums sich aneignet, desto besser. Das können auch Reisen sein, z.B. die Verbindung eines schönen Sommerurlaubs mit etwas Kultur. Hinsetzen, zeichnen, Baukunst studieren, alte und moderne Bauten besichtigen, Museen anschauen etc.

 

Schon am Anfang wird man mit kreativen Aufgaben konfrontiert und man fühlt sich ein Neuling manchmal sehr überfordert, weil man die Ansprüche nicht kennt. Aber... man ist ja nicht alleine damit und die Professoren wissen das auch. Man kommt schnell rein in die Entwicklung von Ideen. Man braucht nur Mut! Einfach ein paar verrückte Ideen oder auch simple Einfälle aufschreiben – darauf lässt sich schon viel aufbauen.

 

Neben den künstlerischen Fächern gibt es noch welche „zum (auswendig) Lernen“: Bau- und Kunstgeschichte, Designgeschichte, Kosten und Recht, Umwelt-psychologie...

Und natürlich etwas zum Rechnen: Tragwerkslehre und Bauphysik. Nicht verzagen, wenn Mathematik nicht zu deinen Stärken gehört... Das ist bei den wenigsten dort der Fall und es sind beides beliebte Fächer zum Durchfallen. Dies ist auch den Professoren bekannt, die keine Monster sind, sondern gerne helfen, und so gibt genug Methoden auch diese Hürden zu meistern.

 

Die wohl wichtigsten Module sind die Projekte. Ein Projekt geht über ein Semester und wird entweder im Team, Partnerarbeit oder alleine gemeistert. Während das erste Projekt einem die Frage stellt, wie denn nun eine Tür oder ein Fenster im Detail ausschaut, wie diese gebaut und montiert wird, vertiefen andere Projekte Produkte, Lichtgestaltung, Messestände oder verrückte Themen … Jedes Semester bieten Professoren aktuelle Projektthemen an, die man dann wählen kann. (möglich ab dem 5. Semester, vorher vorgeschrieben)

 

Was man aber schon ab dem 1. Semester wählen kann, sind die Wahlpflichtfächer. Hier gibt es Vertiefungen wie Glasmalerei, Rhetorik, Fotographie, Typographie, Ready-Mades, Werbung, Philosophie, Bautechnisches Englisch, Schiffsbau, Existenzgründung... Auch hier variieren die Angebote jedes Semester. Insgesamt müssen drei Wahlpflichtfächer im Bachelorstudium in verschiedenen Bereichen absolviert werden.

 

Insgesamt ist das Studium sehr abwechslungsreich und bietet für jeden eine gute Vertiefung und Vorbereitung für den Master und für das Berufsleben!

 

 

Die HS OWL (Hochschule Ostwestfalen-Lippe) hat vier verschiedene Standorte in Ostwestfalen:

  • Lemgo („Hauptuniversität)

  • Detmold

  • Höxter

  • Warburg (seit WS 09/10)

 

 

 

Voraussetzungen:

  • mind. Fachabitur (numerus clausus)

  • achtwöchiges Praktikum im Baubetrieb (z.B. beim Maler, Schreiner, etc.)

  • achtwöchiges Praktikum im Büro (bis zum 3. Semester)

  • falls Ausbildung vorhanden, können die Praktika entfallen (z.B. Bauzeichner, Raumausstatter, Tischler, etc.)

 

 

Künstlerische Begabung notwendig?:

In den ersten beiden Semestern wird den Studenten alles beigebracht, was sie über Kunst wissen müssen: Plastisches Gestalten, Farbe und Material, Freies Zeichnen, Gebundenes Zeichnen etc. Dabei wird wirklich erst bei NULL angefangen. Selbst ohne einen Kunstkurs kann man all dies erlernen.

Dennoch ist es hilfreich, wenn man gewisse Neigungen hat, die man im Studium ausleben kann: kreativ, neugierig, detailverliebt, diskussionsfreudig, kritikfähig...

Da ein Innenarchitekt nicht nur künstlerische Aufgaben hat, sondern vor allem organisatorische, wird man in diesem Berufsfeld als „Freier Künstler“ nicht unbedingt glücklich. Es ist ein Mischfeld aus Kunst, Management und Beratung. Auch das Verständnis von Tragwerken und der Bauphysik ist wichtig (im Beruf arbeitet man später mit Spezialisten zusammen und muss daher wirklich nur die einfachsten Grundlagen haben).

Fazit: Künstlerische Begabung alleine bringt nichts. Talent hin oder her... Jeder, der fleißig ist und sich für diesen Bereich interessiert, hat das Zeug erfolgreich zu sein.

 

Vorteile:

  • beste Hochschule für Innenarchitektur in ganz Deutschland (einige meinen auch in ganz Europa – ich weiß es nicht!)

  • guter Ruf

  • kleiner Campus

  • familiäres Verhältnis

  • nur „Baulöwen“

  • persönlicherer Umgang mit den Dozenten

  • einfacher Wechsel zwischen Architektur und Innenarchitektur bzw. Kombination möglich

  • gute Verbindung nach Bielefeld, Paderborn und Herford

  • lockerer Stundenplan, keine Anwesenheitspflicht

  • gute Möglichkeiten für ein Auslandsstudium – egal wo und wann!

  • Kostenlose Vorträge einmal pro Woche über aktuelle Themen (Referenten aus ganz Deutschland, manchmal auch international)

  • Forschung (Perception Lab und Construction Lab), regelmäßige Symposien

  • günstige Fort- und Weiterbildungen im Rahmen der „Werkstatt Emilie“

  • geringe Studiengebühren (350€ statt 500€, Semestergebühren betragen etwa 120€, insgesamt also 450€ pro Semester)

  • Freitag im höheren Semester meistens frei :-)

 

Nachteile:

  • Immatrikulationsamt liegt in Lemgo

  • kleine Stadt – keine typische Studentenstadt; kann man auch als Vorteil sehen

  • ausgehen nur in Kneipen (Discos sind nicht sehr empfehlenswert)

  • viel Arbeit zu Hause (anfangs viele kleine Aufgaben, später große Projekte, die sich über ein Semester ziehen); eigenes Zeitmanagement ist gefragt!

  • chaotische Organisation in allen möglichen Veranstaltungen (Geduld mitbringen!)

  • sehr schlechte Zugverbindung nach Korbach (Mitfahrgelegenheit aus Paderborn suchen oder aus Warburg abholen lassen, falls kein eigenes Auto vorhanden)

     

Master notwendig – ja oder nein?:

In der Regel ja! Mit einem Bachelor und seinen dadurch erworbenen Fähigkeiten und Wissen kann man zwar alle Tätigkeiten eines (Innen-)Architekten übernehmen, darf aber als solcher nicht betitelt werden und hat auch keine Bauvorlageberechtigung. „Architekt“ ist eine geschützte Berufsbezeichnung.

In Detmold besteht die Möglichkeit einer zusätzlichen Prüfung nach dem Bachelor, sodass man diese Bauvorlageberechtigung erhält. Hinzukomme zwei Praxisjahre. Ein Masterstudium dauert ebenfalls nur zwei Jahre. Man spart also keine Zeit! Höchstens Geld.

Mit dem Master of Arts kann man sich als Mitglied in die Architektenkammer schreiben lassen und kann sich somit als ein solcher auch betiteln und Bauanträge im Hochbau stellen.

(Übrigens: Die Berufsbezeichnung „interior designer“ - engl. für Innenarchitekt – ist allerdings nicht geschützt.)

 

Berufschancen:

Es wird immer (um)gebaut! Allerdings werden häufig Architektenaufgaben von Bauingenieuren übernommen, sodass die Konkurrenz steigt. Anders ist es mit den Innenarchitekten. Diese Aufgabe kann nicht leicht von Ingenieuren übernommen worden, ist allerdings auch nicht so häufig gefragt.

Aufgrund der aktuellen Klimadebatten gibt es viele Aufträge im Bereich der Nachhaltigkeit. Auch im Denkmalschutz und bei der Restaurierung werden immer erfahrene Leute gesucht.

Innenarchitekten haben eine weite Schulung – besonders in Detmold. Neben dem klassischen Arbeiten kann man hier auch Schwerpunkte im Möbeldesign, der Umweltpsychologie, Fotographie, Szenographie, Typographie, Graphikdesign, Produktdesign, Lichtgestaltung (auch Bühne), Messe, … setzen und genau in diesen Bereichen kann man auch arbeiten.

 

In der Regel bewirbt man sich später mit einem Portfolio, welches sämtliche Projekte beinhaltet, die man im Studium gemacht hat. Somit zählt nicht unbedingt die Note, die man erhält, da jeder weiß, dass so etwas sehr subjektiv im künstlerischen sein kann. Viel wichtiger sind die Ideen und die Ausarbeitung dieser Projektsammlung.

Der Arbeitgeber wird sich fragen: „Passt diese Person in mein Büro? Hat sie die gleichen Ansichten wie wir und arbeitet sie eher logisch, analytisch oder sehr frei und offen?“

 

 

 

 

Was man sonst noch in Detmold studieren kann:

  • Innenarchitektur und Architektur (als Kombination; neuer Studiengang – in Arbeit!)

  • Bauingenieurwesen

  • Wirtschaftsingenieurwesen

  • Musik an der Musikhochschule (sehr bekannt – auch international)

 

 

Kontakt:

www.hs-owl.de

www.hs-owl.de/fb1

 

Fachbereich 1: Detmolder Schule für Innenarchitektur und Architektur

(ruhig Professoren oder das Prüfungsamt für eventuelle Fragen anschreiben oder anrufen – hier ist niemand genervt über interessierte Schüler und hilft gerne aus !!!)

 

...oder mich kontaktieren!

 

Wohnungssuche:

www.wg-gesucht.de, direkt in der Hochschule nach Aushängen schauen; zwei Studentenheime – besonders beliebt: Emilienstraße 32 ! (schwer zu erhalten)

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